Glassmorphism hat sich als einer der auffälligsten UI-Trends der letzten Jahre herausgestellt: Transparente Flächen und Unschärfeeffekte sorgen für einen eleganten Milchglas-Look. Doch wie gut funktioniert das im Alltag? Zwischen Ästhetik, Zugänglichkeit und Performance zeigt sich: Der schöne Schein hat seine Tücken.

Was ist Glassmorphism überhaupt?
Glassmorphism ist ein UI-Designstil, der Transparenz, Unschärfe und Lichtreflexion kombiniert, um den Eindruck von Glasflächen zu erzeugen. Besonders populär wurde der Stil durch macOS Big Sur und iOS 14, wo verschwommene Hintergründe mit schwebenden, halbtransparenten Karten und Panels das Interface dominieren. Der Effekt wirkt modern, futuristisch und verleiht Oberflächen eine gewisse Tiefe und Leichtigkeit.
Ästhetik mit Reiz – und Risiko
Glassmorphism hat unbestreitbar ästhetischen Charme: Es sorgt für elegante Oberflächen, verleiht Layouts Struktur und kann Benutzeroberflächen visuell aufwerten. Besonders im Kontext von Dashboards, Portfolios oder Landingpages wirkt der Stil ansprechend. Doch dieser Reiz birgt auch Risiken: Die Gefahr besteht, dass Form über Funktion gestellt wird und Gestaltung zum Selbstzweck verkommt.
Barrierefreiheit und Usability
Ein zentrales Problem von Glassmorphism ist die eingeschränkte Lesbarkeit. Transparente Flächen mit starkem Blur-Effekt können den Kontrast zum Hintergrund schwächen – gerade bei kleinen Schriften. Für Menschen mit Sehschwächen oder kognitiven Einschränkungen kann dies die Nutzung erheblich erschweren. Viele glassmorphe Interfaces verfehlen damit grundlegende Anforderungen an Barrierefreiheit (z. B. WCAG 2.1).
Technische Umsetzung: nicht ohne Kosten
Auch technisch ist Glassmorphism nicht ohne Tücken. Die Effekte – insbesondere Hintergrundunschärfen – sind rechenintensiv, was auf älteren Geräten oder im mobilen Kontext zu Performanceproblemen führen kann. Dazu kommt die teils mangelhafte Browserunterstützung: Manche CSS-Eigenschaften wie backdrop-filter
funktionieren nicht überall gleich zuverlässig. Wer barrierefrei und performant gestalten will, muss Glassmorphism also sehr gezielt einsetzen.
Trend oder tragfähiges Designprinzip?
Glassmorphism ist Teil einer Reihe von „realistischen“ UI-Stilen wie Neumorphism oder Skeuomorphism, die zwischenzeitlich als visuelle Spielereien beliebt sind, aber oft wenig langfristige Relevanz zeigen. Die zentrale Frage: Hilft der Effekt dem Nutzer, sich besser zu orientieren und Inhalte schneller zu erfassen? Oder lenkt er nur ab und erschwert die Interaktion? In vielen Fällen scheint letzteres zuzutreffen. Der Eindruck bleibt, dass Glasmorphism vor allem gut aussieht – aber oft wenig nützt.
Fazit: Weniger ist mehr
Glassmorphism kann – wohldosiert eingesetzt – zur Aufwertung moderner Interfaces beitragen. In funktionalen Anwendungen mit hohem Informationsgehalt oder in barrierefreien Umgebungen ist jedoch Vorsicht geboten. Designer sollten sich stets fragen: Unterstützt dieser Effekt die Nutzererfahrung? Oder wird hier nur mit visuellem Zuckerguss über mangelnde Klarheit hinweggetäuscht? Meistens ist klassische Zurückhaltung das bessere Design.
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